13. September 2008

Pecherwerkzeug: Die Häferl

Nachdem zunächst das Harz der Bäume in mit Lehm ausgeschmierten Erdgruben am Fuß der Baumstämme gesammelt wurde und später ein Grandl oder Schrott in den Stamm gehackt wurde, gingen die niederösterreichsichen Pecher in der Zwischenkriegszeit auf die in Frankreich praktizierte Zapfbechermethode über, die viele Nachteile der Grandlmethode behob. Dabei dienen die Pechhäferl als Sammelbehälter für das Harz. Anders als in Frankreich wurde es aber aufgrund der breiteren Lachten (nach der französischen Methode war die Lachte nur etwa 8 bis 10 cm breit) zunächst nach wie vor über die Pechscharten zum Sammelbehälter geleitet.
Zunächst wurden bei uns hauptsächlich Häferl aus gebranntem Ton eingesetzt, die etwa 1 kg Harz (also die vier- bis fünfache Menge eines Grandls) aufnehmen konnten und daher entsprechend seltener geleert werden mussten. Die Häferl wurden mit einem Deckel, der auf einer Seite eine Ausnehmung hatte, um das Harz hineinrinnen zu lassen, abgedeckt. Dieser Deckel verhinderte die Verschmutzung des Harzes durch hineinfliegende Insekten, Staub und Reisig oder Rindenstücke, verringerte aber auch das Eindringen von Regenwasser. Gleichzeitig konnte auch weniger des wertvollen Terpentinöls verdampfen.
Da das frische Harz leichter als Wasser ist, mussten alle Häferl nach starkem Regen ausgeleert werden, da sonst das Harz oben aufschwamm und sich nicht im Häferl sammelte, sondern außen herab auf den Waldboden lief, wo es für den Pecher verloren war.
Auffallend bei den sonst an Blumentöpfe erinnernden Tonhäferln ist einerseits, dass sie eine Häferlnase haben, mit der sie am Schnabel, der mit dem Anschlageisen in den Stamm geschlagen wurden eingehängt werden konnten, andererseits der Rand, der dazu diente, sie mit dem Häferlfänger einfach vom Baum nehmen zu können.
Später wurden auch Häferl aus Eternit entwickelt, die den Vorteil hatten, dass sie etwas leichter waren und mehr Harz fasseten, allerdings, da ihnen der Rand fehlte, nicht mehr mit dem Häferlfänger abgenommen werden konnten. Daneben gab es auch Häferl aus Blech, die jedoch kaum Verbreitung fanden. Gelegentlich sieht man auch gläserne Häferl. Sie konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Man erhoffte sich durch das Glas, den Verlust von Terpentinöl weiter verringern zu können, da es gasdiffsuionsdicht war und andererseits bereits von unten erkennen zu können, ob ein Häferl voll war oder nicht. Diese Vorteile konnten jedoch nicht die Nachteile der teuren, sehr schweren und zerbrechlichen Häferl nicht ausgleichen.
Selten waren auch Heferl, die auf beiden Seiten eine Nase hatte, sodass man sie nicht mehr nur von einer Seite an den Baum anbringen konnte.
Neben der Befestigung des Pechhäferls mittels eines Pechnagels und dem in den Stamm geschlagenen Nagel, gab es auch Systeme, bei denen die Häferl durch eine Blechnase oder einen Drahtbügel am Baum gehalten wurden. Sie konnten sich jedoch ebenfalls nicht durchsetzen.

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