11. September 2008

Geschichte der Harzgewinnung III

Aufgrund der großen Bedeutung des Föhrenharzes als Rohstoff wurde 1920 die Harznutzung durch ein niederösterreichisches Landesgesetz vorgeschrieben. Rund 7.000 Familien, so schätzt man, haben allein im vergangenen Jahrhundert haupt- oder nebenberuflich (meist neben einer kleinen Landwirtschaft) im südlichen Niederösterreich davon gelebt.
Die Blütezeit der Harzgewinnung in Niederösterreich waren die Zwischenkriegszeit und die Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Das von der Firma Franz von Furtenbach aus dem Föhrenharz hergestellte Wiener Neustädter Terpentin etwa genoss in der Zwischenkriegszeit Weltruhm.
Ab Anfang der sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts kam es nach und nach zum Erliegen dieses alten Handwerks. Dies lag an Billigimporten aus den damaligen Ostblockländern und der Türkei sowie den Fortschritten in der chemischen Industrie, durch die die Herstellung der aus dem Harz gewonnen Produkte einfacher und billiger möglich war. Die aus dem Pech gewonnenen Produkte Kolophonium und Terpentinöl wurden synthetisch hergestellt. Dadurch konnten z. B. Kunstleime billiger als Harzleime produziert werden. Nach der Schließung der damals größten Harzraffinerie des Landes, der Firma Franz von Furtenbach in Wiener Neustadt folgte 1971 die „Pinosa“ in Markt Piesting. Die große Bedeutung der Pecherei zu dieser Zeit erkennt man heute noch an vielen topologischen Bezeichnung (zB Kienberg) und Straßennamen.
Als einziger Betrieb blieb bis heute der Pecherhof in Hernstein, Bezirk Baden, bestehen. Dieser wurde 1991 von Richard Schreieck gekauft. Das (unter anderem vom Pecherpfad Hölles) angelieferte Harz wird für die Herstellung von insgesamt 30 Produkten, angefangen vom Saupech (zum leichteren Entfernen der Schweineborsten bei der Schlachtung) über Kieferbalsam bis hin zu Lasuren und Bodenpflegemittel und ätherischem Kieferöl z. B. als Aufguss für die Sauna zum Inhalieren bei Atemwegserkrankungen.

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